23. Etappe: Das falsche Spiegelbild

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Mittwoch, 17.11.2021

von Viseu nach Vale de Cambra. 85 km. 

https://www.komoot.de/tour/568675897

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Der Schlaf war gut. Ich fühlte mich gut. Ich war gesund und fit. Es hätte mich nicht schockiert, wenn ich neben mir eine junge Dame im Bett gelegen hätte. Ich hatte keine Leiden, keine Rückenschmerzen, keine schwache Blase, bin sportlich und kerngesund. Auch wenn ich mich nicht mehr erinnern kann wie ich mich vor zwanzig Jahren gefühlt hatte, so kann ich jetzt keinen wirklichen Unterschied feststellen. Ich ging zur Toilette: im Spiegel sah ich eine Person mit Falten und grauem Bart. Irgendwie passte das so gar nicht zu meinem Befinden. 

Beim Frühstück im Hostel gab es dann doch noch eine Konversation. Nicht mit einem Portugiesen, aber mit einem Südafrikaner, der zwanzig Jahre in der Schweiz gelebt hatte. Seine Kinder leben immer noch in Zürich. 

Ich war gegen Mittag losgefahren und hatte mich spontan umentschieden nicht noch weiter in den Norden zu fahren, sondern auf dem direkten Weg nach Porto. Das Thermometer sank laufend und die Tage wurden immer kürzer und in Spanien warteten Hunde, die wie ich gehört hatte nicht nur bellen. Ich hatte von herumtreibenden wilden Hunden ohne Besitzer gehört. Im Sommer bei zwölf Stunden Tageslicht könnte ich zweihundert Kilometer am Tag machen und ich bräuchte nur zwei Wochen für die Rückreise in die Schweiz.

Es waren ein paar Aufstiege zu bewältigen. Ich fuhr auf Nebenstrassen, asphaltiert. Ich hatte mich nach dem Pausen-Tag gut erholt. 

Wiederum wurde ich heute von Hunden verfolgt und vertrieben. Um so dörflicher es wurde, um so aggressiver wurden die Hunde. Ich hatte mich aber schon gut vorbereitet auf solche Angriffe: Ich hatte einen Stock und Steine dabei. Ein Wurf eines Steines hatte genügt, um gleich drei Hunde zu verscheuchen. Das gab mir Vertrauen. 

Ich hatte es noch rechtzeitig vor Dunkelheit ins nächste grössere Ort (Vale de Cambra) geschafft. Hier gab es eine kleine Auswahl an Restaurants. Ich hatte es mir für mehrere Stunden in einem bequem gemacht und hatte gar keine Lust, das Restaurant zu verlassen. Es war sogar warm drinnen und gemütlich. Ich hatte mich müde gegessen und getrunken. Ich musste mit meinen Armen auf mich aufmerksam machen, dass der Kellner meine Bestellung aufnahm und dass er mir die Rechnung brachte. Es ist völlig unüblich in Portugal Trinkgeld zu bezahlen und es wird auch nicht erwartet. Es ist nicht so, dass die Bedienung unfreundlich wäre, aber der Service war halt nicht der, den man in der Schweiz gewohnt ist. Bei diesem Service gab ich selten Trinkgeld.


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